Zum Abschied von Loïc Pianaro

Eine lange Karriere ist im Juni zu Ende gegangen. Loïc Pianaro verabschiedete sich standesgemäss mit einem Doppelpack und Sieg. Im aktuellen Cluborgan ehren wir unsere ehemalige #11. Da dort der Platz begrenzt, die Geschichten aber lang sind, haben wir entschieden. Die ganzen Texte hier auf der Website zu publizieren. Viel Spass bei der Lektüre!

Lieber Loïc

Als ich noch bei meinem alten Verein gespielt habe, aber trotzdem schon mit einigen Spielern des FC Bözingen 34 im Ausgang war, ist mir einer ihrer Mitspieler stets aufgefallen. Einer der vor dem Provisorium, ja damals waren wir noch so jung und gingen dort unser Bier trinken, mit einem lauten Lachen, lustigen Akzent auf Schweizerdeutsch und seinen kurzen Hosen bei 5 Grad Maximaltemperatur die Blicke auf sich gezogen hat.

 

Nach meinem Wechsel zum besten Verein der Welt, sind wir schnell Freunde geworden, da wir einerseits neben dem Fussball viele gleiche Interessen haben (LFC, EHCB, Tour de France, politische Diskussionen und Klimafragen etc.), andererseits bereits beim ersten Trainingslager am Gardasee das Zimmer teilten, dass unsere netten Kollegen doch gleich als Alpecin- oder Telebielingue-Zimmer bezeichneten, weil wir immer zwischen deutsch und französisch wechselten. Bereits da habe ich gemerkt, dass ihr in der Mannschaft bereits zuvor vieles zusammen erlebt habt, deshalb übergebe ich an dieser Stelle gern das Wort an deine langjährigen Weggefährten:

 

Es hatte sich angebahnt. Schon 2019 als Corona für alle noch ein Bier war und wir wie gewohnt unserem Meisterschaftsbetrieb nachgingen, liess Loïc durchsickern, dass er im kommenden Jahr seine Aktivkarriere beenden, und nur noch bei den Senioren spielen würde. 

Dieser Loïc, der seit über 20 Jahren dem Verein treu geblieben war und rund 15 Jahre für die 1. Mannschaft des FC Bözingen 34 gespielt hat (inkl. Tätigkeiten als Trainer und Juniorenobmann). Eine Mannschaft ohne Loïc? Unvorstellbar!

Nach einer soliden Vorrunde 2019 standen wir also auf dem 1. Platz der Tabelle und konnten vom direkten Wiederaufstieg in die 3. Liga träumen. Wie wir alle wissen wurde die Saison leider abgebrochen und Loïc wurde der würdige Abschluss seiner Karriere verwehrt. Unter diesen Umständen wollte er aber nicht aufhören und schnürte sich bereits im Sommer 2020 wieder die Schuhe um die neue Saison in Angriff zu nehmen. Leider ist es aufgrund der seit Herbst erneut ausgesetzten Meisterschaft nicht möglich abzuschätzen, wie es weitergehen wird. Loïc aber hat sich trotz all unseren Interventionsversuchen nun endgültig entschieden sich zu verabschieden. Zeit also, ein wenig auf die Karriere von Loïc zurückzublicken:

 

Obwohl er nie der Edeltechniker war, glänzte Loïc immer mit Zweikampfstärke und seiner Schnelligkeit. So war er polyvalent einsetzbar und spielte vor allem noch in seinen jüngeren Jahren auch im Mittelfeld, bevor er sich klar zum Abwehrchef mauserte. Es gibt Dinge, die wir immer mit ihm in Verbindung setzen werden. Es kam nicht selten vor, dass die nach einem Foul gezeigte Karte an die falsche Adresse ging. Entweder Loïc war nicht involviert und sah die Karte, oder er zog die Notbremse und die Karte ging an jemand anderen. Die Schiedsrichter schienen sich ein Spass daraus zu machen.        

Loïc war aber auch für andere Sachen bekannt. Nicht selten schnappte er sich beispielsweise in der Innenverteidigung den Ball, um sich Richtung gegnerisches Tor aufzumachen. Diese Solos sahen dann weniger aus, als wäre Lionel Messi am Ball, sondern glichen mehr der Routine, mit der Schnellzüge an Regionalbahnhöfen durchrauschen. Dabei holte Loïc entweder einen Strafstoss heraus, versank den Ball gleich selbst im Tor, oder strapazierte mit einem Ballverlust die Nerven einzelner sehr emotionaler Trainer. Er war aber auch immer für andere Überraschungen gut. Keiner erwartete es von ihm, aber er schaffte es in seiner Karriere doch tatsächlich Fallrückzieher- oder Flugkopfballtore zu erzielen. Meistens entstanden diese aus einem Getümmel, in dem im ersten Moment nicht ersichtlich war, wer denn nun das Tor erzielt hatte. Klar ist aber, dass niemand als erstes auf Loïc getippt hätte. Nach kurzen Momenten der Ungläubigkeit führten diese Momente aber stets zu unvergesslichen Momenten der Ekstase.

 

Es waren aber auch die «kleinen» Sachen die Loïc ausmachten. Er war ein emsiger Arbeiter, der immer da war und in punkto Disziplin und Moral als Leader im Team voranging. Verletzt war er praktisch nie und wenn er denn mal Schmerzen hatte, spielte er trotzdem. Alles Eigenschaften die heutzutage zu wünschen übriglassen. Das Loïc nun kürzertritt und sich nicht mehr mit seinem älter werdenden Rücken herumschlagen möchte ist also mehr als verständlich, obwohl wir ihn nur ungern verabschieden. Ich persönlich sowieso nicht, da wir nach unzählig gemeinsam bestrittenen Spielen in der Innenverteidigung mittlerweile blind voneinander wussten wie der andere funktioniert. Es ist ein schwieriger Abschied. Aber wir wissen Loïc wird uns für alles was neben dem Platz stattfindet erhalten bleiben und hoffen, dass es unseren «Wäusch» in seinem privaten und beruflichen Leben nicht zu weit ins «Wäuschland» ziehen wird. Danke für alles Loïc, wir werden dich vermissen! Stachu #4 

Lieber Loïc,

Ich möchte mich ganz herzlich bei dir bedanken für 14 gemeinsame Fussballjahre. Wir haben nicht immer gewonnen, wahrscheinlich haben wir sogar mehr verloren als gewonnen, aber hey: Egal was passiert ist, wir haben den Weg mit wenigen Ausnahmen gemeinsam bestritten. Im Fussball lernt man Sachen, die man doch überall im Leben immer wieder brauchen kann. Man lernt mit Enttäuschungen umzugehen, man lernt fair zu gewinnen, clever zu betrügen und man lernt, dass es manchmal eben nicht alleine geht, sondern dass man zusammen in die gleiche Richtung gehen muss. Wie im Fussball, so auch im Leben, weiss ich und wusste immer, dass mir nichts passieren kann, solange du hinter mir stehst.

Merci pour aues, grande #11

David #14 

 

 

Grande Pianaro, unser Lieblings-Romand

 

Loïc, du willst also deine Karriere beenden. Alt aussehen tust du schon lange, aber schnell wärst du ja immer noch. In die Senioren willst du auch nicht recht, aber das wird schon noch kommen. Bei dir als Romand hat man halt nie immer alles verstanden und vielleicht bist du uns gerade deshalb ans Herz gewachsen.

 

Doch beginnen wir vorne, in den 1990er: 100m Luftlinie voneinander entfernt sind wir aufgewachsen und in der Juniorenabteilung des FC Bözingen 34 kreuzten sich unsere Wege. Wir beide haben nie eine andere Welt gesehen, als das herrliche Blau-Weiss auf unserem Längfeld. In den Junioren spielten wir nur jedes zweite Jahr zusammen, da du ein Jahr älter bist. Der junge Loïc war auch noch nicht der gleiche Charakter, wie man dich heute kennt. Unendlich schnell warst du immer, jedoch hast du oftmals im Sturm gespielt und - konservativ gesagt - nur halbherzig für das Defensivkonzept der Mannschaft gearbeitet. Wie würdest du dich heute dafür hassen? Viel lieber hast du dich auch mal mit dem Schiedsrichter angelegt. Nun ja, sei dir selbstverständlich verziehen. Glücklicherweise haben wir uns mit zunehmenden Alter weiterentwickelt. Vielleicht auch Dank der „Alten Schule“, durch welche wir gehen durften. Heute würde dies wohl kein Junior mehr ein „dürfen“ nennen, aber für uns Junge war es das Beste was uns der Regionalfussball an Lebensschule bieten konnte. Durch all die Charaktere im Team rund um den „Mister“ Born, welche die 1. Mannschaft gegen Ende der Nullerjahre zu bieten hatte, wurden wir geschliffen und geprägt. Die Werte von Siciliano, Schneider, Moser, Fifi und Co. tragen wir bis heute stolz in uns und versuchen sie weiterzugeben. 

 

Mit der Zeit hast du dich nach hinten in die Verteidigung verschoben. Was für eine Lebensversicherung wir nun in unserer Viererkette hatten! Eine Selbstverständlichkeit, dass der gegnerische Stürmer noch durch unsere #11 abgelaufen wurde. Und wie wir deine Rushes nach vorne feierten. Schnörkellos und ehrlich war dein Fussball. Fast wie nur für Fussballromantiker geschaffen. Es hatte immer Platz für eine perfekte Grätsche oder ein trockenes „ta gueule“. Eine Augenweide. Eigentlich wollte ich etwas über deine technischen Defizite schreiben, aber da ist mir in den Sinn gekommen, dass du mal einen Fallrückzieher versenkt hast. Da kann man wiederum nur den Hut ziehen! Wem gelang das schon auf dem heiligen Rasen des Längfelds? Selbst mit den Schiedsrichtern klappte es inzwischen ganz gut, nur ausgewählte Exemplare trieben dich immer mal wieder zur Weissglut, wenn sie dir einen Penalty ankreideten. 

 

Ein Gaudi war dies jeweils bereits vor dem Match in der Garderobe, ganz hinten auf unserer engen Stammbank. Und erst recht, wenn nach dem Spiel die Harassen herbeigetragen wurden. Dieser Umstand ist wohl auch ein Grund, weshalb du überhaupt so lange dieser Mannschaft treu geblieben bist. Nie hast du Nein gesagt zu einem „Spezli“ bei Pélé oder einem „Hoseabe“. Bei jedem Anlass konnten wir auf dich zählen (auch wenn wir dich vielleicht zu später Stunde auf die andere Seite der Bar stellen mussten). Dein Lachen müsste man erfinden, würden wir dich nicht kennen.

 

Nun sind wir mittlerweile die „Alten“ geworden, verstehen die Jungen nicht mehr immer und keiner weiss, wie dies so schnell passieren konnte. Die Schmerzen nach dem Spiel machen nicht mehr so viel Spass wie früher und die Motivation für jedes Training konnte dir im letzten Jahr nicht immer von den Lippen gelesen werden. Deine Gedanken, man könne das Bier am Sonntag auch als Zuschauer geniessen, häuften sich und somit ist dein Schritt nur ein Logischer. Aber du hast dir deinen Rücktritt wahrlich verdient. Während 15 Jahren warst du im „Eis“ ein Vorbild. Als dieses Vorbild, als Wegbegleiter seit Kindheit und Partner im Captain-Team wirst du fehlen! Gemeinsam konnten wir Aufstiege feiern, Abstiege durchstehen, Trainingslager bestreiten und Feste feiern. Diese Zeit werde ich nie vergessen.

 

Loïc mon ami, tu vas me manquer sur le terrain! À bientôt chez les seniors!

 

Stephan #8

 

Du siehst also, wie viel du deinen Teamkollegen bedeutest. Auch wenn du jetzt an den Genfersee ziehst, vergiss nie wo du dein Zuhause hast und dass du auf dem Längfeld (auch bei den Senioren!) stets willkommen bist! 

Mirio #9

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Kommentare: 1
  • #1

    Lolo (Montag, 30 August 2021 23:17)

    Merci ♥️


FC Bözingen 34

Magnolienweg 6

2556 Schwadernau

 

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