
Was für ein herrlicher Mittwochabend: optimales Seniorenwetter mit angenehmen 18 Grad, ein Rasen so kurz geschoren wie die frischen Rekruten der Sommer-RS, und ein Kader von 14 Spielern! Seniorenherz, was willst du mehr?! Das Spiel gegen Zagreb/Bosna, die aus dem sagenumwobenen Erlenwäldlishausen anreisten, sollte an diesem Abend die Champions League ersetzen – die fiel nämlich für einmal aus.
Der FC-Allrounder – Präsident, Trainer, Co-Journalist und noch einiges mehr – Schneider, hatte die Qual der Wahl. Und so loste er kurzerhand die Startelf aus, um die Luxus-Kaderbreite bei Laune zu halten. Die Stimmung in der Garderobe war hervorragend, die Vorfreude greifbar – einzig war unklar, worauf man sich eigentlich freute: auf das Spiel, den Spass oder doch eher aufs Feierabendbier?
Der neue Captain Brian versammelte seine Schäfchen, zeigte gleich mal, welche Erwartungen er hat, und stellte seine Mannen dem Schiedsrichter vor. Danach wurden die knackigen Beine ordentlich auf Betriebstemperatur gebracht – es schien fast, als müssten noch vor Anpfiff erste Auswechslungen vorgenommen werden. Selten war eine Seniorenmannschaft so heiss! Der Simultanübersetzer des Captains, Becksham, war besonders motiviert und schwor die Bewegungs-Therapie-Truppe nochmals auf das Spiel ein.
Und dann ging’s los – und wie!
Seitenwahl gewonnen, Ball verloren – aber sofort zurückerobert, und ab ging die wilde Fahrt! Ein Flügellauf über rechts, eine Kurzpass-Kombination, eine Laserflanke zur Mitte, wo Pasche – beflügelt vom Einlaufen – den Ball wuchtig per Kopf in die Maschen hämmerte. SENSATIONSSTART! Und es ging gleich weiter: Der Gast schien gerade erst alle Schuhe gebunden zu haben, da war der Ball schon wieder in blau-weissem Besitz! Wieder wurde kombiniert – diesmal über die linke Seite des Traumrasens, um die Gärtnerarbeiten nicht einseitig zu halten. Tick-Tack, ein Pass in die Tiefe, ein Ball zurück, eine Direktabnahme – so schön wie das Abendrot: PÄNG, 2:0!
Was für ein Spektakel die Heimmannschaft da bot! Der Gegner war konfus, kam kaum über die Mittellinie. Das Einlaufen hinterliess nicht nur bei den eigenen Spielern Spuren, sondern auch beim Gegner, der sichtlich zu leiden begann. Bözingen liess keinen Abschluss zu, eroberte spätestens vor dem Sechzehner den Ball zurück und liess diesen von Fuss zu Fuss zirkulieren – sehr ansehnlich, was da geboten wurde. Auf mehrere kurze Pässe folgte jeweils die Lancierung der Flügel, welche die Stürmer mit Zuckerpässen fütterten.
Überfordert vom Tempo war in der Anfangsphase nicht nur der Gegner, sondern auch der Mann in Gelb – und so begann er, das Spiel auf ein seniorengerechtes Tempo und Niveau zu pfeifen. Die Heimmannschaft zollte dem hohen Tempo bald Tribut und drosselte ab der 20. Minute selbst etwas das Tempo. Gefährlich blieb es trotzdem: Die wohl untrainierteste Fussballmannschaft im Seeland spielte plötzlich ein einstudiertes Flach–Flach–Flach–Tief-und-steil, das nur durch arrogante Chancenauswertung gestoppt wurde.
Kurz vor der Pause wurde dem Gegner dann trotzdem nochmals kräftig in den Pausentee gespuckt – das 3:0 wurde eiskalt herausgespielt und vollendet. 3:0 – absolute Ekstase unter den sechs (!) Zuschauern!
Halbzeit.
Der Allrounder-Torhüter und Trainer Schneider hatte in der Pause genug von seiner Unterbeschäftigung und stellte die Formation für die zweite Hälfte komplett um. Wer schnell, wendig und agil spielte, wurde unter die Dusche geschickt – damit sich der Torwart in der zweiten Hälfte sein Bier auch wirklich verdienen konnte.
Der Schiedsrichter kam mit dem Schreiben kaum nach, so wild wurde gewechselt – der Anpfiff zur zweiten Halbzeit verzögerte sich deshalb um ein paar Minuten. Dann ging’s weiter: Die Buschanger hatten weiterhin alles im Griff, spielten nun gemächlicher – aber auch weiterhin gefährlich. Einige Bälle flogen brandgefährlich vors Tor, doch der Gästegoalie hielt, was zu halten war. Nur einem trockenen Abstauber von Berisha konnte er nichts entgegensetzen: 4:0! Unglaublich, wie cool diese Mannschaft heute auftrat.
Mit dem Untergang der Sonne und den erträglichen Temperaturen kam gegen Ende nochmals Schwung auf – das Score wurde laufend erhöht. Möckli mit einem wunderbaren Kopfball in die lange Ecke zum 5:0 war ein weiteres Highlight des Spiels. Der «heisse» Becksham war gegen Ende nur noch heiser. Den Schlusspunkt setzte erneut Berisha: 6:0 – ein echter Sahnetag!
Fazit:
Heute konnte man sehen, was diese Equipe leisten kann, wenn Temperatur und Rasen stimmen. Erschreckend eindrücklich auch, wie viel ein richtiges Einlaufen bringt – das stellt sogar gewisse (manchmal verbotene) wärmende Substanzen vor dem Spiel in den Schatten! Als einzige Erkenntnis bleibt: Würde diese Mannschaft auch noch trainieren – sie wäre wohl nicht zu stoppen. Aber da regelmässiges Training ausser Frage steht, träumen wir lieber weiter von solchen Glanzauftritten.