Ein Rasen, gepflegt wie von Miraculix’ goldener Sichel geküsst, 23 Grad Celsius und ein 14-Mann-starker Kader! Seniorenherz – mehr geht nicht! Beste Voraussetzungen für einen tollen Dienstagabend in einer englischen Seniorenwoche. Wir bedanken uns bei Jüre – der fliegende Torwart ist extra aus dem Trainingslager am Romontberg zurückgekommen – sowie beim jungen, wilden Kami#14jun für die kurzfristige Unterstützung. Beide sollten eine prägende Rolle in einem denkwürdigen Spiel einnehmen!
Zum letzten Heimspiel auf dem Buschanger Golfrasen liess es sich der Präsi-, Repräsentationsperson-, Allrounder-, Torhüter- und Seniorenbändiger Marc Schneider nicht nehmen, im weissen Hemd die Equipe zu dirigieren! Es war alles perfekt angerichtet für ein Seniorenspektakel!
Die Besammlung verlief wie immer unpünktlich und wenig spektakulär. Die eine oder andere bestechende Seniorenform wurde noch mit etwas Nikotin aus dem Lot gebracht, und beim Aufstellen der Tore sowie der Auswechselbank gab es keine verletzten Spieler – jedoch schon rote Köpfe. Auch die Spielerkontrolle des Schiedsrichters war kurz, knapp, aber bündig!
Wir verlieren keine Zeit und gehen direkt zur Sache: Anpfiff! Kaum war die Schiedsrichterpfeife das erste Mal erklungen, lief schon die erste Angriffs-Welle auf das Buschanger Tor zu! Die deutlich jüngeren, aber auch deutlich schnelleren Gäste aus dem Grossen Moos zeigten von Anfang an, wie dieses Spiel zu laufen hatte, und zündeten bereits früh die erste Rakete – respektive lancierten mit einem langen Ball den Seeländer Sprintkönig in die Tiefe. Dieser liess die völlig überforderten Verteidiger alt aussehen, scheiterte aber beim ersten Versuch am überragenden Jüre im Tor!
Nach der ersten Minute waren die beiden Verteidiger nahe an einer Zerrung, Jüre warmgeschossen und der Puls auf Betriebstemperatur. Was nun folgte, verstösst normalerweise gegen UNO-Richtlinien: Angriff um Angriff rollte auf das Tor zu. Nicht nur die Verteidiger waren masslos überfordert und deutlich zu langsam – auch die in der Natur schnelleren Stürmer konnten ihren Gegenspielern kaum folgen. Es bahnte sich ein einseitiges Spiel an …
Zwei Tatsachen hielten das Spiel bis zur Trinkpause bei 0:0: Jüre war heute sensationell aufgelegt und hielt mehr als er wollte, und die Abschlussschwäche der Inser hielt das Resultat ausgeglichen. Nach gut 20 Minuten kam es, wie es kommen musste – die x-te Chance der Gäste wurde eiskalt ausgenutzt. 0:1! Die Entstehung des Tores konnte aufgrund der Geschwindigkeit des Angriffs nicht rekonstruiert werden.
Danach besann sich das Heimteam auf den Fussball. Dubach wurde über die rechte Seite lanciert … stand plötzlich im Sechzehner, dribbelte sich in bester Barça-Manier durch zwei Verteidiger, liess den Torhüter fliegen und schob à la Messi zum völlig unverdienten 1:1 ein! Wahnsinn! Tiki-Taka auf dem Längfeld!
Wieder reagierte der Gast stürmisch. Die Blau-Weissen hatten aber nun auch deutlich mehr Spielanteile – diese lagen nun bei ca. 25 %… Wie wir Sportjournalisten zu sagen pflegen: In der 36. Spielminute fiel zu einem psychologisch denkbar schlechten Zeitpunkt das 1:2 für den Gast. Sicher nicht unverdient, aber trotzdem irgendwie unnötig.
Vom Ehrgeiz gepackt lief Kami#14jun einfach einmal die Linie entlang … lief und lief … und voilà: Stand er schon alleine im Strafraum! Trocken, unlustig, aber sehr effektiv schloss er zum 2:2 ab! UNGLAUBLICH! Der wichtige Treffer vor der Pause war geglückt. Alle Buschanger hofften, das Momentum auf die Seite der Heimmannschaft zu holen.
UFF!!! Pause!!! Erst einmal durchatmen! Das Tempo des Spiels war höher als das der Tempomacher am 100-km-Lauf. Der Trainer musste nun einige Wechsel tätigen und ein paar Stellschrauben neu regulieren. Der Längfeld-Oldie und Fussballmeister Scherald liess es sich nicht nehmen, ein paar markige Worte zur ersten Hälfte an die Mannschaft zu richten.
Nach der Pause, mit frischen Kräften und neuem Mut, kam erst einmal der Schock: Wir hoffen, dass sich Bryan nicht schwer verletzt hat! Wir sind bei dir, Bryan – gute Besserung!
Noch etwas im Schock oder einfach noch nicht richtig warm auf dem Platz, stand es kurz nach Wiederanpfiff schon 2:4! Verdammt, ging das schnell! Keiner wusste so genau, was in diesen ersten 3–4 Minuten los war, und man konnte sich kaum positiv nach vorne orientieren.
Eine helfende Hand bot der Schiedsrichter – respektive der Gastverteidiger: ein leichter Rempler, ein Gedrücke – und schon lag der Gast samt den Händen auf dem Ball! Elfmeter! Yavi versenkte den Ball eiskalt zum Anschlusstreffer – wie die Jungfrau zum Kind war das Spiel wieder offen!
Ins zeigte sich aber als hartnäckiger Gast und genoss ihrerseits das wunderschöne, grüne Geläuf auf dem Längfeld. Ein weiterer Ball in die Tiefe, ein Stürmer, der 3–4 km/h schneller war als die Verteidigung – und schon hatten sie den 2-Tore-Vorsprung wieder! 3:5!
Es schien, als wären nun alle taktischen Vorgaben dahin und sämtliche Defensivarbeiten eingestellt … es galt für alle 22 Akteure nur noch: Feuer frei zum Angriff! Und so war es der Penaltyschütze und Neu-Aussenverteidiger Yavi, der einen wunderbaren hohen Ball (Anmerkung der Redaktion: wie beim Einlaufen geübt) auf den zweiten Pfosten zirkelte, wo Mister Miyagi in bester Kung-Fu-Manier durch den Strafraum flog und den Ball unhaltbar in die Maschen drückte! 4:5 – Wahnsinn!!!
Das Längfeld musste 3.5 Jahre auf solche Momente warten – und es schien, als ob das neue Terrain heute alles Verpasste zurückbekam! Und es wurde noch unglaublicher und noch wilder! Der Hexer Jüre hielt die Blau-Weissen immer wieder mit Glanzparaden im Spiel und lancierte postwendend die Gegenangriffe. Häufig war es der junge, lauffreudige Kammermann, der sich Bälle ergrätschte und Mitspieler lancierte!
Einen dieser Bälle führte er durch den Strafraum Gassi und legte ab zu Manaz … Ali zauberte einen bengalischen Schlenzer ins lange Eck – und nun brannte die Hütte in der Bieler Agglomeration! 5:5! ABSOLUTER WAHNSINN!
Mittlerweile sprach sich der Unterhaltungswert dieser Partie quer durch die Stadt – das regionale Fernsehen fuhr während der zweiten Halbzeit den TV-Wagen vor Ort, um mindestens die Nachspielzeit dieses Spektakels live übertragen zu können!
Und niemand – aber wirklich niemand – hatte genug! Wieder war es Ins, das sich die 3 Punkte nicht nehmen lassen wollte. Sie griffen noch einmal an. Auch nach knapp 80 Minuten hatten die Buschanger kein Mittel gegen lange Bälle, die zur sauberen Verwertung zur Mitte gespielt werden konnten. 5:6 für Ins – durch eine Bewegung, die im Seniorenalter normalerweise zu mehreren gerissenen Muskeln und angerissenen Knochen führt! Respekt vor dieser Beinbewegung oberhalb der Hüfte!
Welche Reserven konnten die Buschanger noch mobilisieren? Einige … es wurde nun alles nach vorne geworfen. Der davongeschlichene Teilzeit-Kapitän kam aus 7 Metern zu seiner «Einmal-alle-100-Jahre-Chance», die durch die katzenartigen Reflexe des Gästekeepers vereitelt wurde. Verdammt!
Mit dem Schlusspfiff segelte noch einmal ein langer Yavi-Ball auf den zweiten Pfosten, wo der schon fast dürre Kami#14jun durch die Luft segelte und mit einem wuchtigen Kopfball dieses Fussballspektakel beendete!
Durchatmen! Den Puls in der Redaktion wie auch auf dem Platz herunterbringen und das Unglaubliche verarbeiten! Zwei absolute Topmannschaften, die das offensive Visier genauso offen hatten wie die Löcher in der Defensive, trafen auf dem schönsten Fussballfeld im Seeland bei perfekten Bedingungen aufeinander. Spektakel pur – ohne gröbere Fouls oder Diskussionen!
Hollywood hat für dieses Spiel bereits die Filmrechte nachgefragt, um dieses Spektakel in 90 Minuten auf der Leinwand zu verewigen!