Senioren: Reise in den Süden

Die Reise zu unserem südlichen Nachbarn in der Stadt Biel wird jeweils mit gemischten Gefühlen angetreten. La Dolce Vita in der Buvette lässt die hungrigen Seniorenherzen schneller schlagen, die alten, winddurchlässigen Garderoben und der Catenaccio hingegen sind weniger beliebt. Aufgrund der Temperaturen und der früh einsetzenden Dunkelheit sollte man meinen, dass die südländischen Gemüter ein Spielerproblem haben müssten – dieses Übel traf aber wieder einmal die Bären-Truppe!

Der Übergangs-, Probezeit-verlängert-Coach erwartet eine saftige Telefonrechnung für diesen Monat. Gerüchte besagen, dass er bis zurück zu den Jahrgängen 1972 alle verfügbaren Buschanger, die geradeaus laufen können, angerufen hat! Seine Elf war heute wirklich nur eine Elf – respektive: Es waren zwölf Spieler, aber wenn man die Einbeinigen, Angeschlagenen und Humpelnden abzieht, blieben noch zehn! Kein Problem – in solchen Fällen ist es wichtig, den Humor nicht zu verlieren und den Fokus auf die Krafteinteilung zu setzen. Das wiederum bedeutet: zweimal wärmende Crème, dafür zweimal weniger einlaufen!

Ein weiteres Problem mit zwölf Feldspielern stellt die Bewachung der Wertsachen auf der Auswechselbank, das Coaching sowie das Stellen eines Linienrichters auf der gegenüberliegenden Spielfeldseite dar! Wir bedanken uns beim grosszügigen Gastgeber, der das Fahnenschwingen übernahm.

Mit Blick auf das Trainergespräch in der Winterpause stellt sich auch die Frage nach dem Ausbau des Senioren-Staffs. Folgende Vorschläge kamen von Seiten der Mannschaft:

  • ein Bewacher für die Wertsachen (kann auch ein Securitas sein),
  • zwei Masseurinnen (aufgrund der muskulären Probleme zwingend doppelt nötig),
  • ein Getränkeverantwortlicher (Eintreffen gegen Ende der zweiten Halbzeit reicht aus),
  • und ein Glücksbringer (damit die unzähligen Grosschancen endlich den Weg ins Tor finden!).

Rein ins Spiel!

Der Captain gewann die Platzwahl, stellte dem italienischen Gastgeber gleich ein Bein und wählte die geliebte Curva Nord als Startseite. Das Spiel begann schleppend und uninspiriert – wie ein Spiel der 2. Senioren-Stärkeklasse! Es schien, als wären beide Mannschaften noch nicht richtig warmgelaufen, und nur langsam kam auf Seiten der Blau-Weissen Spielfluss auf.

Die Gastgeber pressten nicht, und die Gäste konnten sich gemütlich aus der eigenen Zone herausspielen. Bereits früh wurde der Sturm-Brecher Hügli gesucht – er sollte der Heilsbringer sein, der dem Torhüter den Belag von den Handschuhen schiesst! Schon bald gab es erste Abschlüsse auf das Tor von Azzurri. Was sich dabei zeigte: Die Ballzäune hinter dem Tor waren teilweise deutlich zu klein bemessen! Auch hier bedanken wir uns bei den Zuschauern, die mit Stirnlampen die Bälle teilweise minutenlang suchen mussten.

Nach einer Viertelstunde war es dann der wohl treffsicherste Seeländer Stürmer der letzten 25 Jahre, der lanciert wurde. Der Buschanger Verteidiger war zu langsam – und unser Torwart zu schnell… was zu einer Konstellation führte, die sich der Stürmer nicht nehmen liess! 0:1!!! Mit dem ersten Torschuss – und so was von unverdient.

Bözingen machte, was es in solchen Fällen immer macht, und spielte einfach weiter! Flach gespielt, lang lanciert, und schon brannte es vor dem Tor des Gastes lichterloh wie ein Pinienwald auf Sizilien! Wenn man von Torabschlüssen spricht, ist das nicht ganz korrekt – die meisten Versuche waren Zaunabschlüsse. Der Torhüter hatte zwar bange Momente, aber kaum Arbeit!

Bis dann die Züri-Leihgabe perfekt lanciert wurde – und er zeigte seine in der Ferne gereifte Kaltschnäuzigkeit! 1:1 HÜÜÜÜGLI!!! Was für ein Traumtreffer! Herausgespielt und sauber ins Tor gelupft! Diese Szene sollte Mut machen und klar zeigen, was passieren kann, wenn der Ball auf das Tor und nicht daneben geschossen wird.

Und es ging munter weiter mit Bözinger Angriffen! Bei einem Barcelona-One-Touch-Angriff half kurz vor dem Abschluss nur noch ein Foul – und so kam es zu einem Freistoss kurz vor dem Sechzehner. Möckli lief kräfteschonend mit nur zwei Schritten an, lupfte den grossen Zeh leicht – und schon segelte der Ball über die Mauer, am falsch postierten Torhüter vorbei… direkt an den Pfosten! Ein Traum mit Ball – aber leider nicht belohnt!

Die zweite Halbzeit

In der Pause tauschte der Coach zum Selbstschutz keinen Spieler – und blies auch die Positionen.

Der Pausentee schien etwas Spezielles an sich zu haben… irgendein italienisches Salbei-Kraut lag den Buschangern ab dem Wiederanpfiff im Magen! Oder, auf gut Deutsch gesagt: einfach «die Luft draussen». Ambitioniert griff der Gastgeber nun die Buschanger Verteidigung hoch an und setzte diese unter Druck.

Die daraus entstehenden langen Bälle flogen unkontrolliert nach vorne, wo der «lonely Züri Cowboy» zwar viel lief – aber eben ohne Ball. Das Spiel war nun so unansehnlich, dass die Zuschauer am Kassenhäuschen ihr Geld zurückverlangen wollten! Bözingen lief nicht nur auf den Felgen – nein, die Felgen waren schon abgenutzt!

Azzurri zeigte sich als grosszügiger Gastgeber und vergab teils wunderschön von Bözingen aufgelegte 100-Prozent-Chancen! Einfach gesagt: Not gegen Elend auf tiefem Niveau. Wenn man von langen Bällen spricht, wäre «hohe Bälle» wohl die korrektere Beschreibung gewesen – die Dinger flogen hoch, etwas nach vorne und dann wieder hoch zurück! Selbst bei den Spielern lösten sich die Kontaktlinsen auf – angesichts des Gebotenen.

Am Ende sprangen doch noch zwei Bälle von Azzurri ins Tor – jeweils auf wunderbare Zuspiele der Bözinger.

3:1 verdient verloren – und man kann bilanzieren, dass wir dem direkten Abstieg ein Stück nähergerückt sind! Das Restprogramm mit dem Tabellenletzten Besa und dem Vorletzten Grünstern bietet noch einmal die Gelegenheit, Plätze nach hinten gutzumachen.

Liebe Herren des Verbandes: Was die spärlichen Zuschauer heute zu sehen bekamen, war Fussball-Schmalkost vor dem Herrn! Und wenn wir uns an das Fussballverbands-Los-System erinnern, durch das A wie Azzurri und B wie Bözingen «ausgelost» wurden, um in der Meistergruppe zu spielen, dann hätten Sie sich heute gerne die Zeit nehmen können, um sich ein Bild über das Niveau beider Mannschaften zu machen. Ihnen wäre schnell klar geworden, dass ein anderes Los-System wohl mehr zur Erhaltung des Meistergruppen-Niveaus beigetragen hätte!



FC Bözingen 34

Magnolienweg 6

2556 Schwadernau

 

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